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  • AutorenbildTorsten Günzel

"Colt Express" von Ludonaute / Asmodee


Ja, wir sind ja auch nicht immer die Schnellsten ;) - wie soll man auch bei der Flut an Spielen einigermaßen zeitnah das Spiel besorgen, öfters spielen und dann auch noch den Blog dazu verfassen?!

Bei Colt Express hat es zugegebener Maßen etwas sehr lange gedauert. Gekauft hatte ich das Spiel des Jahres 2015 im Frühjahr 2016 als "Schnapper" für 9,99€ in der Metro. Sah sehr cool aus, wollte ich uns als Mitnahme-Spiel in die Sommerferien aufheben. Dort habe ich es immerhin dann zusammen gebaut - ich kann mich an den Abend in der Bispinger Heide im Ferienhaus bei Kaminfeuer noch erinnern ! Es hat echt einige Zeit gedauert bis die Lokomotive und die Wagons in 3D standen. Gespielt haben wir es dann .... erst im Winter 2017. Ja, manches braucht eben seine Zeit ;)

Darum geht´s:

Wir Spieler sind Banditen und überfallen einen Zug im Wilden Westen. Also klassische Zugräuber wie sie zu jener Zeit bestimmt an der Tagesordnung waren. Das Land war Weit und Wild und wir mitten drinnen im Zug auf der Beute nach reichlich Gold! Der Zug fährt 5 Runden lang und jede Runde haben wir Spieler unterschiedliche Aktionen zur Verfügung um uns durch den Zug zu bewegen, Beute einzusacken oder auf die Mit-Banditen zu feuern! Ja - wir sind zwar alle Banditen, aber zusammen arbeiten ist nicht unser Ding. Jeder will schließlich die dicke Beute einsammeln, da sind wir im Umgang mit unseren Mitspielern nicht zimperlich. Am Ende gewinnt der Bandit, welcher die meiste Beute eingesackt hat ... wenn es bis dahin mal so planvoll und einfach wäre. Denn genau "planvoll" ist bei Colt Express kaum etwas....

Verpackung, Material & Aufbau:

Klar - der Zug in 3D ist der Hingucker. Und wie in der Einleitung geschrieben ist der erstmalige Aufbau durchaus eine langwierige Angelegenheit. Ich habe mir zwar beim Aufbau Zeit gelassen ... aber getrödelt habe ich nicht. Dennoch verging gefühlt über eine Stunde bis ich alles zusammen hatte. Ihr solltet also nicht alle Spieler zusammen trommeln und dann erst die Züge zusammen bauen - oder ihr macht bereits daraus ein Gemeinschaftsevent ;)

Das Material ist gut. Die Pappe, aus der die Zugteile gestanzt sind, ist robust und die Lok und die Waggons lassen sich daraus recht gut zusammen setzen. Bisher halten die Teile auch alle gut zusammen. Der Rest des Materials sind Marker ebenfalls aus Pappe sowie viele Spielkarten. Auch die sind aus robuster Beschaffenheit und zeigen nach einigen Spielen bisher kaum Abnutzungserscheinungen.

Aufgebaut ist das Spiel dann eigentlich sehr schnell: Die Lok und Waggons (in der Anzahl der Spieler) aufbauen, Beute in den Zug verteilen, jedem Spieler sein Kartenset geben, paar grundsätzliche Dinge erklären und zurecht legen ... los gehts!

So spiel es sich:

Der Zug fährt fünf Runden lang und jede Runde ziehen wir eine Karte, auf der aufgeführt wird, wie viele Aktionen für Spieler durchführen können und ob es irgend welche Besonderheiten gibt.

Die Aktionen wiederrum bekommen wir aus unserem Kartendeck. Darin enthalten sind insgesamt 10 Aktionskarten: Marshall ziehen, Hieb, 2x Schuß, 2x links/rechts bewegen, 2x rauf/runter bewegen, 2x Beute machen. Wir ziehen am Anfang der Runde sechs davon und können diese nun einsetzen. Der aktive Spieler legt seine Aktion , z.B. links/rechts bewegen, offen aus - führt diese Aktion aber NOCH NICHT aus! Darin liegt der Spielwitz, denn erstmal legt der nächste Spieler seine Karte. Und so geht es immer weiter bis die Anzahl Aktionen der aktuellen Runde abgelegt sind. Nun wird der Kartenstapel genommen, umgedreht und eine Karte nach der nächsten durchgeführt. Das nennt sich dann "Action"-Phase. Die Karten werden also in der Reihenfolge ausgeführt, in der sie ausgespielt wurden.

Wenn man sich alle Varianten hätte merken können, dann könnte man wahrscheinlich seinen Plan verfolgen. Aber es kommt natürlich ganz anders als gedacht: Klappen am Anfang die ersten Aktionen noch, so stellt sich später ein heiloses durcheinander heraus. Da wird man von einem Mitspieler geboxt und in einen benachbarten Wagen verschoben. Schlecht, dass meine geplante Aktion eine Beutekarte war - wenn in diesem Wagon überhaupt keine Beute mehr ist. Eigentlich hatte ich ja auch erwartet, im Wagon daneben zu stehen. Und so passen oft die Meisten der eingesetzten Aktionen nicht mehr. Es folgt eine Abfolge von planlosen Aktionen, welche manchmal glücklicher Weise doch wunderbar passen - häufiger aber eher für Lacher am Tisch sorgen. Und genau davon lebt Colt Express. Das der beste Plan plötzlich nicht mehr funktioniert und andere, planlose Züge Sinn ergeben. Wer das nicht mag, wird in diesem Spiel kein Spaß finden. Wer daraus aber ein Erlebnis macht, der kommt zu einer Menge Spaß.

Und das Spiel bietet durchaus ausreichend Möglichkeiten. So hat jeder Bandit sechs Schuss in seinem Revolver und kann auf andere Spieler feuern. Diese bekommen keinen Schaden, aber eine Kugel-Karte in das Aktionsdeck. Gleiches passiert übrigens, wenn der Marshall in den Wagon kommt und alle Banditen aufs Dach flüchten. Diese Karten sind ärgerlich ... denn so hat man nach einiger Zeit nicht mehr 10, sondern einige mehr an Aktionskarten, aus denen man am Anfang seine sechs Karten zieht. Blöd, dass einem die Kugel-Karten der anderen Banditen oder des Marshalls keine Aktion erlauben und die Karten auf der Hand sinnlos sind. So muss man früher oder später beginnen anstatt einer Aktion auszuführen neue Karten (3 Stück) zu ziehen um geeignete Aktionen auf die Hand zu bekommen.

Dazu kommen verschiedene Streckenabschnitte. Da werden Aktionskarten auch mal verdeckt gespielt oder aber es müssen doppelte Aktionen ausgelegt werden. Dann gibt es auch noch Sonderaktionen am Ende des Zuges und hatte ich erwähnt, dass jeder Bandit auch noch eine Sonderfertigkeit hat? So bleibt es spannend und abwechslungsreich und jede Partie gestaltet sich anders. Gewonnen hat, wer am Ende die wertvollste Beute eingesackt hat - und häufig ist das der Spieler, welcher Revolverheld geworden ist (weil er die meisten Schüsse abgegeben hat) - denn auf ihn wird eine Belohnung von 1000$ ausgesetzt und diese zählen in der Endwertung mit!

Unser Fazit:

Mensch, wir ärgern uns das dieses Spiel zu lange auf dem "Noch zu spielen"-Stapel lag. Wir hätten es bisher sicherlich ein Dutzend mal öfters gespielt. Das Spiel ist schnell aufgebaut, leicht erklärt und einfach stimmungsvoll. Zu Zweit macht es nur Spaß, wenn man die Sonderregeln für zwei Spieler beachtet und jeder auch zwei Banditen spielt. Sonst ist einfach zu wenig los auf dem Zug.

Zu Viert aber entfaltet das Spiel schon sein volles Potential. Man kann noch versuchen, sich früh im Spiel von den anderen Banditen abzusetzen, aber die Idee haben oft auch alle. Und dann geht das gerangel los, kaum eine Aktion funktioniert noch wie geplant, Mama boxt im leeren Wagon um sich, Linus schießt zweimal - hat aber kein Ziel ... und Papa steigt im Wagon vom Dach zum Marshall ... und kann direkt wieder zurück aufs Dach flüchten. Immer mehr Kugel-Karten "verstopfen" die eigenen Aktionen, es findet sich kaum noch was passendes. Ja, so ist es am Ende irgendwie auch voll Glück wenn man fette Beute machen konnte. Uns stört das nicht. Wir freuen uns auf die nächsten Runden und sind heiß auf die beiden bisher bereits erschienenden Erweiterungen. Außerdem steht der Zug etwas lieblos auf dem Tisch, daher werden wir uns noch eine passende Spielematte drucken lassen. Bilder und ein Erfahrungsbericht dazu folgen hier in Kürze ;)

Das meint Torsten: " Ich versuche ja immer wieder einen bestimmten Plan zu verfolgen. Und freue mich, wenn wenigstens ein Teil der Aktionen erfolgreich sind. Aber gerade das planlose rumgrenne im Zug macht Laune und vor allem kommt es bei den Kindern großartig an, wenn Papa seine ganzen Züge in den Sand setzt weil ich am Anfang nicht beachtet habe, dass Linus mich direkt in einen anderen Wagon boxt ;) "

Das meint Alex: "Western sind ja nicht meine Welt - aber der 3D Zug kommt schon sehr stimmig daher, die Illustrationen sind gelungen und machen Spaß. Das Spielprinzip ist gut, die Auswahl der Aktionen bereits ein großes Glücksspiel und so ist auch das ganze Spiel aufgebaut. Geplantes Ausrauben eines Zuges geht anders - aber das produzierte Chaos macht einfach Spaß!"

Das meint Linus (6): "Ich bin fast immer Revolverheld und das macht mir großen Spaß! Auch finde es es witzig, wenn sich alle ärgern weil die Dinge anders laufen als gedacht/gehofft. Das finde ich cool !

Das meint Lara (11): "Ich habe meinem Papa gesagt, er soll schreiben das ich dieses Spiel hasse !!! Weil mein Plan nicht klappt! Weil Linus immer nur auf mich schießt! Weil mich alle wegboxen! Weil ich letztes mal 18 Karten im Aktionsstapel hatte und nichts passendes ziehen konnte. Und nicht mehr spielen wollte - bis ich die Sonderfertigkeit von Belle entdeckt habe! Wann spielen wir die nächste Runde ;) ?!?"

Unser Familien-Rating (1-6, Schulnotensystem): 2

Altersempfehlung: ab 8+ (6+ geht)

Spieler: 2-4

Preis: ca. 15€ (Schnapper für das Material)

Anleitung: Note 3 *Die Anleitung beschreibt eigentlich alles recht gut. Aber irgendwie dann auch durcheinander und nicht wirklich zu Ende. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass ein Absatz vergessen und einfach wo anders wieder eingefügt wurde. Ich kann verstehen, dass einige Spieler dabei verzweifelt sind. Aber durch ausprobieren und 1-2 Proberunden erschließt sich das Regelwerk dann doch!

Aufbau: Note 2 *Ist schnell aufgebaut - wenn die Lok und die Wagons erst einmal aufgebaut wurden. Dass sollte man mal Abends in Ruhe machen.

Material: Note 2- *Positiv ist die robuste Pappe. Entgegen meiner Befürchtungen hält das alles einige Partien lang stand. Die Holzfiguren der Spieler sind ok, die Schätze (Beute, Geldkoffer und Diamanten) hätte man noch hochwertiger gestalten können. Aber ok.... der 3D Zug ist einfach richtig cool !

Spielerlebnis: Note 2 * Wenn man das planlose durcheinander zu schätzen weiß macht es richtig Laune! Wenn nicht, dann ist es Frust pur und dann wird man das Spiel auch nicht mögen. Top auf jeden Fall, wenn bei den Eltern nichts klappt! Das lieben unsere Kinder besonders ....

Frustgefahr: Note 3 * Lara war schon gefrustet, weil sie natürlich fast immer Opfer bzw. Ziel von Linus ist. Bis sie Belle als Banditen für sich entdeckt hat, welche aufgrund ihrer Schönheit nämlich nicht Ziel eines Angriffes sein kann, sofern es weitere Ziele gibt. Mit Belle hat auch Lara Ihren Frieden mit dem Spiel geschlossen!

Wiederspielwert: Note 1-2* Immer und immer wieder will man testen, ob man nicht doch einen halbwegs anständigen Plan zusammen bekommt. Zumindest uns Eltern geht das so. Die Kinder wollen einfach nur Action im Zug und sehen, wie unsere Pläne genau NICHT funktionieren ;)

Fotogallerie:

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